Schloss Weißenburg
Sichere Kunde von der Burg besitzen wir erst seit dem 14. Jahrhundert. Sie scheint kurz nach der Teilung des askanischen Grafenhauses Orlamünde (1248) entstanden zu sein, als eine der beiden Linien der Dynastie die Weißenburg als neuen repräsentativen Wohnsitz in der Nähe der alten Stammburg Orlamünde errichten ließ. Der Ortsname Weißen dürfte von dem dicht am Dorf in die Saale mündenden Weißbach abzuleiten sein, so dass für die Weißenburg ebenfalls dieses aus der waldreichen Uhlstädter Heide kommenden Gewässer namensgebend gewesen sein dürfte.
Im Frühjahr 1344 verkaufte Graf Heinrich „der Edelste“ von Orlamünde wegen wirtschaftlicher Nöte dem Markgrafen Friedrich II. von Meißen die Wizzenburg nebst Haus und Stadt Orlamünde. Damit verstärkte Friedrich den Einfluss der Wettiner im mittleren Saaletal und schwächte gleichzeitig seine mächtigsten Gegner der „Thüringer Grafenfehde“, die Schwarzburger.
Im September 1501 gelangte Friedrich Thun zu Oberitz in den vollständigen Besitz der Weißenburg. Friedrich Thun von Weißenburg, wie er sich fortan nannte, genoss hohes Ansehen, war dem Landesfürsten genauso wie den beiden anderen Lehnsherren zu Diensten, er galt als Ratgeber sächsischer Kurfürsten und Herzöge. Er soll auch zu denen gehört haben, die Luther zum Reichstag nach Worms begleitet und seinen Aufenthalt auf der Wartburg inszeniert hatten. Er erhielt kurz vor dem Bauernkrieg die Ritterwürde und ließ – inzwischen zu beträchtlichem Wohlstand gelangt – die Weißenburg nach seinen Vorstellungen umbauen. Das Wappen und die Jahreszahl 1529 in einem Stein im Burgtor erinnern daran, dass er am nordöstlichen Abhang des Sandsteinplateaus einen gut bewohnbaren Bau mit einem Turm errichten ließ.
Während der Bauernerhebung 1525 fand Friedrichs Vetter, der Abt von Saalfeld, auf der Weißenburg Schutz: „nachdem er vorher den besten Schatz vorangeschickt und teils mit sich genommen, hinten aus dem Closter gesprungen, bey der Gölitzer Mühle durch die Sala gewadet und über die Heide nach dem Schloß Weißenburg soll entkommen seyn“. Zwei Jahre später starb derselbe, nach der Sage bei seinen Schätzen sitzend, die er in den tiefen Kellern verborgen hatte.
Nach Friedrich Thuns Tod 1535 war die Weißenburg noch etwa 150 Jahre im Besitz der Familie. Jedoch hatte die Burg ab 1644 zwei Besitzer: die von Thun und die von Lengefeld. Im Jahre 1707 besaßen letztere alleine die Burg, die sie aber nach 1761 verkaufen mussten. Mit den von Lengefeld verließen die letzten Lehnsherren aus Thüringer Adelsgeschlecht die Weißenburg. Johann August von Lengefeld hinterließ zwei Kinder, die nach seinem Tode in der Familie ihres Onkels in Rudolstadt aufgenommen wurden.
Ihre Cousine, Charlotte von Lengefeld, die spätere Ehefrau Schillers, entwickelte wahrscheinlich aus dieser Begegnung eine Sehnsucht nach der Weißenburg:
„Ich stand stundenlang an meinem Kammerfenster, ..... Mein Horizont war frei. In der Ferne sahen wir schöne Berge und ein altes Schloss auf dem Berge liegen, das oft das Ziel meiner Wünsche war. Ich stellte es mir auch hübsch vor, über die Heide, so hieß die Reihe der Berge vor meinen Augen, zu wandern.“
Das Schloss über dem Saaletal war schon immer auch Ausflugsziel. So besuchte am Sonntag den 06. Juli 1777 Goethe von Kochberg aus die Weißenburg und schrieb an Frau von Stein:
„Nach Tisch gingen wir, Kästner und die Zwei *, nach Weißenburg, wo ganz herrliche Gegend und einzelne vollkommene schöne Plätze sind ......“
* (Charlottes Söhne)
Zwei Tage später kamen sie noch einmal herüber „ und werden beim Pachter schlafen.... Die Nacht ist ganz herrlich durch das weite Thal ...“.
Während einer seiner Aufenthalte zeichnete Goethe das Torensemble der Weißenburg.
1792 fiel die Weißenburg einem Brand zum Opfer. Es heißt, die Frau des Pächters habe mit offenem Feuer Flachs vom Hausboden holen wollen. Nach diesem Brand und dem Neuaufbau 1796 sind nur das Kreuzgewölbe im Erdgeschoss des Torhauses und die Grundmauern des achteckigen Schlossturmes erhalten. Der Neubau entsprach weitgehend dem Aussehen der heutigen Anlage.
1881 erwarb der Kaufmann Krüger die nordöstliche Hälfte des Anwesens (Schloss/Burg). Der südwestliche Teil, ein schlichtes zweistöckiges Gebäude wurde zur „Oberförsterei Weißenburg“ und schließlich 1921 zum „Thüringischen Forstamt Weißenburg“ (Forsthaus). Zu Krügers Hälfte gehörten auch die geheimnisvollen „Schleiflöcher“, eine Vielzahl von aus dem Felsen gehauenen, teilweise mit Mauerwerk gestützten Kammern, Nischen und Gängen der oberen und unteren Tiefkeller. Sie waren vom Schlosshof aus auf einem durch Stufen unterbrochenen Weg und von den Kellerräumen des Forstamtsgebäudes auf einer schmalen Wendeltreppe mit 40 Steinstufen erreichbar. Schon im vorigen Jahrhundert waren einige Räume verfallen und aus Gründen der Sicherheit zugemauert worden. Der Volksmund ließ die geheimnisvollen Keller der Weißenburg ins unermessliche wachsen. Man dachte an kilometerlange, unterirdische Gänge vom Schloss zu den einstigen Adelshöfen in Kolkwitz, Etzelbach und Uhlstädt. Die dort üblicherweise ebenfalls vorhandenen Gangkeller schienen diese Vorstellung zu bestätigen.
Der preußische Gesandte am Weimarer Hof, Baron Derenthall, wurde 1893 Besitzer der Weißenburg und seine Witwe verpachtete diese an das Jugendpflegeamt der Amtshauptmannschaft Zwickau. Nach dem Veranda-Anbau nutze diese die Weißenburg bis 1932 als Kinderheim, anschließend standen die Gebäude 3 Jahre leer, bevor 1936 ein „Umschulungslager für arbeitslose junge Mädchen“ entstand.
In den Kriegsjahren hielt sich als letzter Pächter der Rassentheoretiker Johannes von Leers auf der Weißenburg auf.
Das Forstamtsgebäude, schon im letzten Jahrhundert als „alter Kasten“ bezeichnet, sollte 1939 eigentlich durch einen Neubau ersetzt werden, im Zuge der Kriegsvorbereitungen verlor sich dieses Projekt jedoch.
1945 wurde der Schlosskomplex einschließlich der Villa „Weißeneck“ zum Volkseigentum erklärt und diente zunächst Umsiedlern zur Unterkunft, bevor die Verwaltung des Kreises Rudolstadt im Haus Weißeneck und später im gesamten Komplex eine Heilstätte für Lungenkranke mit 210 Betten einrichtete. Noch erhalten sind aus dieser Zeit die Liegehallen unmittelbar neben der Villa Weißeneck sowie ein kleiner Friedhof an der Straße nach Kolkwitz.
Ein schweres Unwetter beeinträchtigte im Frühling 1969 die Standsicherheit des Schlosses so stark, dass umfangreiche Bauarbeiten zur Gebäudesicherung notwendig wurden.
Mit dem Rückgang der Tuberkulose konnte ein Teil der Betten zur Behandlung unspezifischer Lungenkrankheiten, wie der chronischen Bronchitis und des Lungenemphysems, sowie des Lungenkrebses verwendet werden. So wurde ab Januar 1970 im Haus Weißeneck das Nachbehandlungszentrum für Geschwulstkrankheiten mit 40 Betten eingerichtet. Weitere 60 Betten standen für Tuberkulose und Lungenkrankheiten, für Frauen im ehemaligen Forsthaus, für Männer in der Burg, zur Verfügung.
Seit 1972 ist die Weißenburg eine onkologische Rehabilitationsklinik. Zu Beginn der 90iger Jahre wurden die drei Gebäude des Objektes Weißenburg privatisiert, rekonstruiert und modernisiert und ab 1993 als interdisziplinäres Therapiezentrum Weißenburg, Rehabilitationsklinik für Onkologie und Rheumatologie, weitergeführt. Im November 1996 wurde ein Klinikneubau als eine gelungene Erweiterung offiziell übergeben.
Bis zum Jahre 1998 erfolgte nochmals eine komplette Sanierung der Burg, die heute moderne Gästezimmer, ein Cafe und einen Festsaal beherbergt, sodass seit kurzem im Schloss der Café- und Restaurantbetrieb wieder aufgenommen wurde. Der Festsaal dient u.a. dem Standesamt der Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel als Trauraum. In der kleinen Schlosskapelle können sich Paare auch kirchlich trauen lassen.