Das Schloss Kochberg

Schloss Kochberg, ein von einem Wallgraben umgebenes Wasserschloss, erhebt sich am nördlichen Rand des Ortes Großkochberg.
In dem einstigen Landsitz Charlotte von Steins waren Goethe und andere bedeutende Persönlichkeiten des klassischen Weimars häufig zu Gast.

Die Geschichte des Ortes und des Schlosses reicht weit in das Mittelalter zurück. 1125 wurde das Dorf zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Seit 1274 ist in Kochberg ein Rittergeschlecht bezeugt, das sich nach dem Ort nannte. Spätestens seit dieser Zeit stand im Bereich des heutigen Innenhofes ein Steinbau als Stammsitz der Herren von Kochberg. 1577 kaufte Georg von Schönfeld, der in Rudolstadt bereits begütert war, den Herrensitz und das Gut Kochberg. Um 1600 ließen die neuen Besitzer im Stile der Renaissance eine mehrflügelige Schlossanlage mit einem fünfgeschossigen Hauptgebäude, dem „Hohen Haus“ errichten. 1733 verkauften die Schönfelds ihren Besitz an den Kaiserlichen Reichshofrat Friedrich Christian Ludwig Freiherr von Stein. 1764 heiratete dessen Sohn Josias von Stein, Oberstallmeister am Weimarer Hofe, Charlotte Ernestine Albertine von Schardt. Das junge Paar wohnte abwechselnd in Weimar und auf Schloss Kochberg.

Zwei Namen haben Schloss Kochberg weltweit bekannt gemacht: Johann Wolfgang von Goethe und Charlotte von Stein. Goethe war von 1775 bis 1788 in wechselnder Intensität mit Schloss Kochberg verbunden. Seine Beziehungen zu Charlotte von Stein waren es, die ihn immer wieder nach Kochberg führten. Keine Frau vor und nach ihr hat über so lange Zeit auf sein Denken, Fühlen und Verhalten einen solch großen Einfluss ausgeübt. Mit den drei Söhnen der Steins, zu denen Goethe ein freundschaftlich-väterliches Verhältnis hatte, spielte und zeichnete er und nahm sie mit auf seine ausgedehnten Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung von Kochberg. Eine dieser Wanderungen führte sie im Juli 1777 auch auf die Weißenburg, wo Goethe das Torensemble zeichnete.
Von Kochberg fuhr Goethe, einer Einladung der Familie von Lengefeld folgend, am 07. September 1788 nach Rudolstadt, wo er zum ersten Mal mit Friedrich Schiller zusammentraf.

Über Charlotte von Lengefeld, die er 1790 heiratete, fand Schiller auch ein freundschaftliches Verhältnis zu Charlotte von Stein.
Nicht nur Goethe und Schiller waren gern gesehene Gäste in Kochberg, sondern auch Herzog Carl August und seine Nachkommen, Karl Ludwig von Knebel, Johann Gottfried Herder, Albert Methfessel und viele andere.

Nach dem Tod des Oberstallmeisters Josias von Stein im Jahre 1793 übernahm dessen ältester Sohn Carl Schloss und Gutsherrschaft. Dieser wollte gemeinsam mit seiner Gattin Amalie Schloss und Park zu einem musischen und geselligen Zentrum nach dem Vorbild Weimars machen. Nach seinen Plänen wurde das schon seit etwa 1740 am Eingang zum Park stehende barocke Gartenhaus um 1800 so umgebaut und erweitert, dass es auch für Theateraufführungen geeignet war. So entstand das heute noch für seine Aufführungen bekannte und gern besuchte Liebhabertheater.

Dem Geschmack der Zeit folgend, veranlasste Carl nach eigenen Entwürfen auch neugotische Um- und Anbauten am Schloss und ließ den „Großen Garten“ zu einem Landschaftspark umgestalten.

Schlossgarten KochbergSchloss und Gut Kochberg waren bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Besitz der Familie von Stein. Im Zuge der Bodenreform wurde 1946 der zum Kochberger Gut gehörende Grundbesitz enteignet. Schloss, Park und Liebhabertheater wurden Eigentum des Landes Thüringen. Zu Goethes 200. Geburtstag am 28. August 1949 wurde in vier Räumen des Hohen Hauses zum ersten Mal eine Goethe-Gedenkstätte im Schloss Kochberg eröffnet. Mit dem Übergang von Schloss, Park und Liebhabertheater in die Rechtsträgerschaft der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (seit 1991 Stiftung Weimarer Klassik) wurden 1966 die Voraussetzungen für eine durchgreifende Rekonstruktion sowie eine zweckmäßige und sinnvolle Nutzung der Gesamtanlage geschaffen. 1968 wurde mit den Rekonstruktionsarbeiten begonnen. Nach umfassender Sanierung der historischen Räume wurde die Goethe-Gedenkstätte zu Pfingsten 1975 wiedereröffnet. Schon in der ersten Woche wurden 9.000 Besucher aus 18 Staaten gezählt.

Seither haben mehr als eine Million Goetheverehrer und schaulistige Touristen, davon etwa ein Viertel Ausländer, den Weg nach Großkochberg gefunden, um das Museum und die Veranstaltungen im Liebhabertheater zu besuchen.
Ungleich mehr sind durch den herrlichen Landschaftspark spaziert.